29.09.2022 Yosemite Nationalpark

Hallo zusammen,

heute stand einen ganzen Tag lang Yosemite Nationalpark auf unserem Programm. Es fiel uns diesmal total schwer, uns für eine Wanderroute zu entscheiden. Man kann so vieles sehen und muss aber auch immer abschätzen wie viel Zeit man investieren kann. Einige Wanderwege dauern bis zu 8 Stunden, andere legen 700 Höhenmeter zurück… da muss man schon ein wenig überlegen. Wir entschieden uns vor dem Schlafen gehen für zwei kleine Routen und danach noch einen Abstecher zum Mariposa Grove. Der Plan blieb bestehen bis wir zum Parkeingang kamen und uns der Rancher einen anderen Weg empfohlen hatte. Einen Rundweg, der für einen halben Tag super wäre. Wenn man schon mal einen Insidertipp bekommt, dann nimmt man den, also ging es los auf den „Valley Trail Loop“ den man über 10 oder 20 km laufen konnte. Wir liefen erstmal los und kamen auch gleich an den Yosemity Falls, einem Wasserfall vorbei. Aktuell fließt hier leider nicht ganz so viel Wasser aber es sah trotzdem sehr idyllisch aus. 

Weiter ging es auf dem Weg und etwa 45 Minuten nach Start sagte Maik auch schon die Worte, die ich heute gar nicht hören wollte „Oh, Bär“.. und tatsächlich. Im Waldgebiet neben uns, wenn auch höher lief ein Schwarzbär. Wir würden schätzen ca. 100 Meter entfernt. Wir könnten euch ein Bild schicken, aber man müsste schon genau erklären wo der Bär zu sehen ist, da die Fotofähigkeiten situationsbedingt etwas eingeschränkt waren. Es war nie bedrohlich und der Bär hat sich auch überhaupt nicht für uns interessiert, aber es macht trotzdem erstmal ein komisches Gefühl, wenn man ihn auf einmal nicht mehr im Blick hat und ihn für die nächsten 20 Minuten hinter jeder Ecke erwartet. Auf jeden Fall war er größer als wir erwartet hatten und laut Infotafeln wird er zwischen 1,5 und 1,8 Meter groß bei einer Schulterhöhe von 90 cm. Klingt kleiner als er aussieht wenn er so ohne Zaun an einem vorbeiläuft.  Für heute sollte es aber unsere einzige Bärenbegegnung sein und jetzt im Nachhinein ist es schon ein absolut einmaliges und tolles Erlebnis. In dem Moment selbst waren es eher gemischte Gefühle und wir hatten beide kurz überlegt, ob wir erstmal wieder ein Stück zurück in Richtung der anderen Menschen laufen. 

Was wir heute auf unserer Wanderung tatsächlich viel gesehen haben sind Eichhörnchen, allerdings aber grau und deutlich größer als die bei uns. Auch Streifenhörnchen waren einige dabei und ein Schild hat sogar behauptet, dass sie die Streifen auf dem Rücken haben, weil sie da mal ein Bär gekratzt hat… man darf also auch nicht alles glauben, was auf den Schildern steht 😊.

Ganz nah haben wir auf der Wanderung auch 2 mal Rehe gesehen, die ganz ruhig stehen blieben als wir an ihnen vorbei liefen. Gleich auf dem Weg zum Park haben sie unsere Straße gekreuzt und ein Hirsch ist nur ganz knapp hinter unserem Auto über die Straße gelaufen. Das hätte jetzt gerade noch gefehlt, dass er uns mal kurz im Vorbeilaufen angestupst hätte, aber es ist eben ein Nationalpark und wohingegen wir nur Besucher sind, leben die Tiere hier. 

Unsere Wanderung hat uns heute auch noch zum Mirror Lake geführt und uns etwa 3 km Umweg „gekostet“. Gekostet, da der See gerade ausgetrocknet war und wenn da kein Schild gestanden hätte, wären wir einfach dran vorbei gelaufen 😊. Nach etwa 10 km erreichten wir einen kleinen Grill der pünktlich zum Mittagessen geöffnet hat. Kam uns gerade recht, da wir auf den letzten 3 km vor dem Auto waren. Danach ging es für uns etwa eine Stunde mit dem Auto zum Mariposa Grove. Man darf hier leider nicht bis zum Start der Wanderung fahren, sondern muss vorher auf einem Besucherparkplatz parken und dann mit einem Bus zum Start fahren. Hier im Mariposa Grove stehen die berühmten Giant Sequoia Mammutbäume, mit dem wohl bekanntesten und dicksten, dem Grizzly Giant. Wir haben uns noch mal für eine mittlere Wanderung entschieden bei der wir aber an zahlreichen gigantischen Bäumen, Wurzeln und auch umgefallenen Stämmen vorbei kamen. Natürlich sind die Bäume hoch, aber beeindruckender ist eigentlich der Durchmesser. Der Grizzly Giant ist am Boden 9,2 m im Durchmesser breit und ist in 38 Metern Höhe (etwa der Hälfte) immer noch 4 Meter Breit und so glaubt man 2.700 Jahre alt. Wie man auf dem Bild gut erkennen kann, hat er sogar schon einige z.T. Schwere Waldbrände überstanden und hat um die verbrannte Rinde mittlerweile wieder eine neue, gesunde Rinde entwickelt. Gerade erst im Juni diesen Jahres war der Yosemite Park von schlimmen Waldbränden betroffen und Feuerwehrleute haben die Mammutbäume vorsorglich mit Wasser besprüht, um sie vor dem Feuer zu schützen, auch heute sieht man noch den Schaden, der durch die Feuer angerichtet wurde und viele völlig verbrannte Baumreste in einzelnen Regionen. Auch heute stand die Warnanzeige für die Feuergefahr in den Mittagsstunden wieder auf „extrem“, obwohl wir „nur“ bei 25-26*C waren. Nachts und in den Morgenstunden war es sogar richtig kalt. Da wir das wussten, hatten wir heute morgen nicht nur unsere Jacken sondern auch zwei dünne Schals dabei. Gut so! Nicht, dass wir sie wegen der Kälte gebraucht hätten, aber wir waren fast auf der gesamten 13km Wanderung am Vormittag von Fliegen umzingelt, die einem ständig ins Gesicht und in die Ohren flogen. Wirklich kaum zu glauben… Insektenspray hatten wir zwar im Koffer, aber vorsorglich genauso wie Sonnencreme nicht genutzt, da es angeblich die Bären anlockt. 

Uns hat der Yosemite sehr gut gefallen und man braucht auf jeden Fall mindestens einen vollen Tag. Wir haben sicherlich vieles noch nicht gesehen. Was wir uns aber nicht haben nehmen lassen, waren noch mal ein paar tolle Aussichten auf „El Capitan“ mit seiner über 1.000m hohen und teilweise senkrecht abfallenden Felskante und den „Half Dome“ dessen eigenen Trail wir uns heute zeitlich und auch hinsichtlich der zurückzulegenden Höhenmetern nicht zugetraut haben. 

Für uns heißt es jetzt erstmal ausruhen, bevor es morgen auf die wieder etwas längere Fahr nach San Francisco geht. 

Lg Lisa&Maik

Bär genau in der Mitte (teilweise vom Baumstamm verdeckt rechts neben den Steinen)